Aktuelles von der Feinwerkstatt
Herzliche Einladung zur Besichtigung der Quantz-Ausstellung, die ich als Restaurator betreut habe. Nach Rücksprache gebe ich Ihnen gerne eine persönliche Führung. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier:
https://www.simpk.de/museum/sonderausstellungen/johann-joachim-quantz.html
Originale Medaillen von Emil Rittershausen
Emil Rittershausen machte seine Lehre bei Boehm und Mendler in München (die Firma des Erfinders der modernen Querflöte Theobald Böhm), ging dann nach Wien bis er sich 1876 in Berlin selbständig machte. Um 1900 galt er neben Carl Schreiber als einer der besten deutschen Flötenbauer und gewann einige Medaillen auf Gewerbeausstellungen. Rittershausen gilt als Erfinder der E-Mechanik und war wohl der erste, der eine Flöte aus Gold baute, 1908 baute er eine Goldflöte mit eingefassten Juwelen für den Grand Duke Alexandrowich of Russia. Seine Werkstatt hatte er ab 1896 in der Gräfestraße in der Hasenheide. Als renommierte Rittershausen Schüler sind Conrad Mollenhauer Fulda, Richard Wunderlich Berlin, Franz Mehnert Markneukirchen und später Stuttgart und Philipp Hammig Markneukirchen zu nennen. Am 6.5.1927 starb Rittershausen und vererbte seiner Frau Mathilde die Firma, die sie mit 4-6 Angestellten und 3 Heimarbeitern weiterführte. Nach Ihrem Tod erbten die Holzblasinstrumentenmacher Meister Josef Pleyer und Paul Dölling, die bereits seid vielen Jahren in der Werkstatt arbeiteten. 1950 wurde die Werkstatt an Reinhard Kowalewski veräußert und ca 1954 verliert sich die letzte Spur. Ich konnte kürzlich durch ein großes Glück die originalen Medaillen ankaufen, die Rittershausen für seine herausragenden handwerklichen Leistungen gewann: Berliner Gewerbeausstellung 1896, Preußische Staatsmedaille, Weltausstellungen Chicago 1893, Weltausstellung St. Louis 1904. Er druckte Abbildungen dieser Medaillen auf sein Briefpapier und in seinen Verkaufsprospekten und ließ sich zur Präsentation der Medaillen eine kleine Vitrine anfertigen. Da ich schon viele Rittershausen Flöten aus Holz und auch aus Silber und Piccoli restaurierte freute ich mich besonders, die Medaillen ankaufen zu können.
Dies ist die Rechnung zur Holzflöte 5391 – ein sehr schönes Exemplar mit Silbermechanik, das ich für einen Kunden aus der Schweiz restaurieren durfte, Rittershausen schrieb sie 4 Tage vor seinem Tod, so dass davon auszugehen ist, dass es die letzte Flöte war, die zu seinem Lebzeiten fertiggestellt wurde. Oben links auf der Rechnung die Abbildungen seiner Medaillen.
Dieses Foto zeigt die Werkstatt von Emil Rittershausen in der Gräfestraße in Berlin – durch einen Zufall konnte ich dieses wertvolle Zeitdokument erwerben, das einen Einblick in die Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit gewährt. Der Meister persönlich ist wahrscheinlich hinten links zu sehen. Rittershausen nannte seine Firma „Flöten-Fabrik“, die damaligen Herstellungsmethoden sind jedoch mit heutiger Industrieller Fertigung keinesfalls vergleichbar – ich bin immer wieder beeindruckt welch große Präzision und Eleganz in der Ausführung mit der damaligen reinen Handarbeit erreicht wurde (das Erstaunen wird um so größer wenn man die relativ grob wirkenden Schraubstöcke und Drehbänke mit Fußbetrieb sieht).
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